Eiger
Renaissance
Silvan Schüpbach und Peter von Känel, 19.-24. August 2023.
EX, 7c? (7a obligatorisch) 1220m / 820 Höhenmeter ab Stollenloch, 30 Seillängen.
Vom 19. Bis zum 23. August 2023 eröffneten Peter und Silvan eine neue Route in der Eigernordwand. Dabei folgten sie ihrem Ideal, keine Bohrhaken zu verwenden. Fünf Tage kletterten die beiden in der Wand der Wände mit der Ungewissheit, ob sie mit dem von ihnen gewählten Stil überhaupt hochkommen. Am 24. August endete ihr Abenteuer auf dem Gipfel des Eigers, dessen Klettergeschichte damit um ein Kapitel reicher ist.
Zeitungsartikel NZZ am Sonntag 1. Oktober 2023
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Deep Blue Sea
Bereits vor Dean Potters
Base-Solo-Begehung genoss die Mehrseillängen-Sportkletterroute Deep Blue Sea in der Szene einen hohen Bekanntheitsgrad. Die in 9 Seillängen aufgeteilten 320 Meter füllen einen Klettertag
aus und man muss immer dranbleiben, wenn man am Abend das letzte Bähnli ab Eigergletscher erwischen will. Sowohl von der Linie als auch von der Felsqualität her ist die Route erstklassig. Die
bewusst eher knappe Absicherung ist solide und durchdacht. Wegen der Steilheit ist Stürzen an den meisten Stellen unbedenklich.
Auch an den wärmsten Tagen des Jahres sind warme Kleider empfehlenswert. Einige Stellen bleiben lange nass, daher ist die beste Jahreszeit eine sommerliche Trocken- und Hitzeperiode mit möglichst
hoher Nullgradgrenze.
Beim Abseilen muss man immer schön am Fels bleiben, wenn man nicht mit viel Luft unter dem Hintern seine Prusik-Fähigkeiten testen will. Der Fussabstieg über die Westflanke ist auch mit Kletterschuhen möglich: Die Basejumper haben in der westlichen Runse Fixseile eingerichtet. Damit können die Schneefelder umgangen werden.
Magic Mushroom
Die alpine Sportkletterroute Magic Mushroom wurde im 2007 von Roger Schäli und Christoph Hainz erstbegangen. Der Charakter der Route kann mit lang, steil, ausgesetzt, anstrengend und grandios umschrieben werden. In den unteren, deutlich einfacheren Längen gibt es neben einigen Schuttbändern und diversen brüchigen Passagen bereits schön kompakten, kletterfreundlichen Fels. Ab der 8. Länge bis zum Ausstieg auf dem Pilz ist dann die ganze Wand leicht bis stark überhängend und kompakt. Damit ist die Wand ein Mekka für Basejumper. Auch die Kletterherzen schlagen höher; einerseits aus Freude über die grandiose Felsqualität und die kühne Linie, andererseits um das Laktat aus den Unterarmen zu spülen.
Absicherung: Im unteren Teil gibt es sehr viele Bohrhaken, von denen (zumindest bei trockenem Fels) einige unnötig scheinen. Gegen oben nimmt die Bohrhakendichte dann deutlich ab. Insgesamt ist die Absicherung - mit Ausnahme von ein paar wenigen run-outs - gut und solide. Allenfalls kann ein 0.5 Camalot für die unteren Längen mitgenommen werden. Im Notfall könnte man übrigens abseilen.
Die Bewertung ist meist eher milde, jedoch sind ein paar wenige Längen knallhart bewertet, z.B. die 6c und die 7b.
Märmelibahn
Von Weitem sieht der Fels in der Eiger Südostwand nicht besonders attraktiv aus. Verblüffenderweise haben jedoch Res Leibundgut und Sacha Wettstein im 1989 einen bemerkenswert schönen Weg durch diese Wand gefunden. Einige Längen dürften gar zum Besten gehören, was man im Hochgebirgskalk so unter die Finger kriegen kann. Daneben gibt es jedoch auch ein paar brüchige Passagen und Schuttbänder - grosse Vorsicht oder Verzicht bei mehreren Seilschaften ist geboten. Die Anforderungen an Wiederholer sind nicht zu unterschätzen; die Tour ist spärlich mit handgebohrten Bohrhaken abgesichert und neben einem guten Gespür für die Routenfindung muss das Legen von mobilen Sicherungsmitteln beherrscht werden. Neben 2x 50m Seil sollte man einen Satz Camalots von 0.2-2 plus 10 Express-Schlingen dabeihaben. Entweder klettert man die Tour leicht und schnell und seilt sich am gleichen Tag wieder ab, oder man nimmt Gletscherausrüstung und Biwakmaterial mit und klettert die Tour in zwei Tagen. Der schwere Rucksack macht die Kletterei beschwerlicher, jedoch ist die Übernachtung mitten in dieser grossen Wand und der Weiteraufstieg über den Mittellegigrat auf den Eiger ein besonderes Erlebnis. Das Biwak in der Wandmitte bietet guten Wetterschutz, prächtige Aussicht und genügend Platz zum bequemen Schlafen. Folgendes Material haben wir vorgefunden: 1 Benzinkocher mit Flasche 2/3 voll, Feuerzeug, Kerzen, 3 Kartuschen Gas mit Jetboil-Schraubverschluss (total ca 400g), 1 dünne Baumwolldecke, 1 Schlafsack, 1 Doppel-Biwaksack, Mätteli-Zeugs (knapp ausreichend für 2 Personen), Plastiksack mit Riegel, Trockenfrüchte, Schoggi, Suppen, Salz, Pfeffer, Zucker, 1 Stahltopf mit Deckel, Besteck, Plastikbecher.
Heckmair
Eindrückliche, klassische Nordwand mit hohem Erlebniswert und viel Geschichte. Durch die vielen Begehungen steckt inzwischen viel Material. Es lohnt sich, die einmalige Ambiente der Wand mit einem Biwak zu geniessen, z. B. Anfangs Götterquergang. Als angenehmer Nebeneffekt kommt man so im Tageslicht auf den Gipfel und kann noch absteigen und die letzte Bahn ab Station Eigergletscher erreichen. Aufgrund der zunehmenden Ausaperung und dem daraus folgenden Steischlag sollte die Tour nur noch bei frostigem Wetter gemacht werden.