ANSICHTEN ZUM THEMA RISIKOSPORT

Oeschinen, Route Iride
Oeschinen, Route Iride

Artikel von Martin Scheel


In den Alpen geht die «Plaisir-Welle» um: Es wird saniert, dass die Bohrer glühen. Bald wird jeder bedenkenlos in jede Klettertour einsteigen können, ohne sich um sein Können und die Ernsthaftigkeit der Kletterei Gedanken machen zu müssen.

Es gibt aber auch Menschen, die etwas Anderes brauchen: Herausvorderung, Nervenkitzel, Gefahr, Natur und Einsamkeit – Wildnis.

 

Risikosport?

In unserer westlichen Gesellschaft geht es nicht mehr ums Überleben, sondern um den Sinn. Die sogenannten «Risikosportarten» sind ein wichtiges Glied, bei dem sich der Mensch verwirklichen kann ohne Andere zu gefährden. Nehmen wir ihm die Möglichkeit, eine dieser Sportarten leidenschaftlich zu betreiben, besteht die Gefahr, dass er vielleicht drogensüchtig, gewalttätig oder sogar selbstmordgefährdet wird – die Probleme unserer Zeit.

 

Gerade das Klettern ist ein ausgezeichnetes Betätigungsfeld: Es bietet ein sehr hohes empfundenes Risiko gegenüber einem tiefen realistischem Risiko: Drei Meter über einem Sicherungspunkt hat jeder Angst vor dem drohenden Zehn Meter Sturz – der aber meist harmlos wäre. 

Risikosport ist das Beste, was unserer Gesellschaft geschehen kann. Wir müssen die Freiräume fördern, die diese Sportarten ermöglichen, anstatt sie zu bekämpfen.

 

Konsum Alpen

In den Alpen ist es aber eng. Aus kommerziellen Interessen schiessen Schneekanonen und Klettersteige wie Pilze aus dem Boden und die Hütten und Wege werden den stetig wachsenden Ansprüchen angepasst. Plaisir-touren sind der Wunsch jedes Hüttenwartes. So erstaunt es nicht, dass ein enormes Budget und viel Manpower zur Verfügung steht.

 

Es ist aber wichtig, dass die verschiedenen Spielarten erhalten bleiben, dass alle Charaktere ihre Bedürfnisse so weit als möglich befriedigen können. Sei dies beim Klettern, im Schnee oder Hochgebirge. Wegen den Interessenkonflikten sind Lösungen aber schwierig zu finden. Warum soll z. B. gerade die Greina ein Naturreservat bleiben, wo das unweite Flims-laax seine Gelüste nach Alpenarena im wahrsten Sinne des Wortes ausleben darf?